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3 Musketiere (2006 - 2008)
Apollo Theater, Stuttgart

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Wie schon in der Berliner Version bleiben die “3 Musketiere” in Stuttgart eher leichte Unterhaltung. Trotz der Änderungen im Stück, die allerdings nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, wartet der Zuschauer vergeblich darauf, dass ihm Personen ans Herz wachsen und er mit ihnen leiden kann. Wenn sich dann doch einmal eine Gänsehaut einstellt, dürfte das eher an den fast ausnahmslos sehr guten Darstellern liegen, als an der Handlung.

Thomas Hohler in der Titelrolle als D’Artagnan zeigt, dass er für sein junges Alter sehr viel Talent hat, es ihm aber gleichzeitig (noch) an Technik und Erfahrung mangelt. Er gibt einen tollpatschigen Anti-Helden, der sich immer wieder durch seine große Klappe und gnadenlose Selbstüberschätzung in die größten Schwierigkeiten bringt. Besonders deutlich wird dies, wenn D’Artagnan, nachdem er innerhalb von kürzester Zeit die drei Musketiere – mehr oder weniger aus Versehen – gegen sich aufgebracht hat, freudestrahlend meint: “Erst so kurz in der Stadt und schon drei Duelle!” In den kraftvollen, lauten Passagen seiner Songs kann Hohler mit starker, klarer Stimme überzeugen, in den leisen Passagen wird er jedoch oft textlich unverständlich und überzeugt stimmlich nicht mehr so sehr.
Nadine Schreier spielt die Constance recht selbstbewusst und auch ein wenig altklug. Verletzlichkeit oder wahre Gefühle nimmt man ihr leider nicht ab. Stimmlich kann sie nur selten überzeugen, und neben Pia Douwes und Ann Christin Elverum geht sie bei “Wer kann schon ohne Liebe sein” vollkommen unter. Hier versucht sie, noch mangelnde Kraft in der Stimme durch Lautstärke auszugleichen. Auch kann ihre Rolle keine so rechte Sympathie erwecken, so dass ihr Tod dem Zuschauer mehr oder weniger egal ist.

Ann Christin Elverum als Königin Anna wirkt in ihrer Rollenauslegung sehr distanziert und reserviert. Ihr stärkster Moment kommt auch mit dem Gefühlsausbruch der Königin bei “Kein geteiltes Leid”. Anfangs noch ruhig und traurig steigert sie sich im Laufe des Songs in wahre Verzweiflung hinein.
Als Milady de Winter glänzt, wie schon in Holland und Berlin, Pia Douwes. Stimmgewaltig und präsent beherrscht sie vom ersten Moment an die Bühne. Ihre Milady ist keine von Grund auf hartherzige Person, sondern eine an der Liebe zerbrochene Frau, die sich hoffnungsvoll an die letzten Strohhalme klammert, die ihr als Möglichkeit auf ein glückliches Ende bleiben. Leider wurde “Männer” nicht noch einmal überarbeitet und geht, wie in der Berliner Version, ohne jeglichen Pepp über die Bühne, im Gegensatz zum holländischen “Mannen”.
Milady de Winter und Königin Anna sind (vielleicht nur auf Grund der beiden starken Darstellerinnen) die einzigen Personen im Stück, bei denen an der Oberfläche gekratzt wird und sich so etwas wie Sympathie zu ihnen aufbauen kann. So überrascht es nicht, dass Pia Douwes mit “Wo ist der Sommer” den emotionalen Höhepunkt des Abends liefert. Marc Clear darf bei diesem Lied nun einige Liedzeilen dazu- und mitsingen, worin sich dann die Frage nach dem in Pressemitteilungen angekündigtem neuen Liebesduett von Musketier Athos und Milady de Winter beantwortet.
Ethan Freeman als Kardinal Richelieu überzeugt vor allem schauspielerisch in seiner Rolle, und sorgt mit seinem ersten Auftritt und dem Song “Oh Herr” für andächtige Stille und Gänsehaut im Publikum. Dass “Nicht aus Stein” und “Glaub mir” schwächeln, liegt weniger an Freeman selbst, als an den Liedern. Seine Interpretation des Kardinals macht aus dem Intriganten weniger einen machtbesessenen Mann als einen religiösen Eiferer, der ganz nah an der Grenze des Wahnsinns steht.

Mit “Engel aus Kristall” liefert Marc Clear als Athos den musikalischen Höhepunkt des Abends und den einzigen Song des Stückes mit wirklichem Hitpotential. Jens Janke agiert glaubhaft in seiner Rolle als religiöser Musketier Aramis ebenso wie Enrico de Pieri als Porthos. Für die meisten Lacher im Stück sorgt Stefan Poslovski in seiner Doppelrolle. Stimmlich kann er in den Aktopenern als Conférencier ebenso überzeugen, wie schauspielerisch als schwuler Butler James, der es sich nicht nehmen lässt, seinem Herrn Lord Buckingham anständig die Meinung zu geigen und den jungen Musketier D’Artagnan offen anzuflirten.

Leider beeindrucken die “3 Musketiere” auch in ihrer zweiten deutschsprachigen Inszenierung mehr durch imposante Bühnenbilder, als durch ausgefeilte Handlung und erinnerungswürdige Lieder. Musikalisch ist das Stück (bis auf wenige Ausnahmen) eher durchschnittlich und auch die Kampfszenen verlieren viel von ihrer spannenden Wirkung durch unnötig übertriebene Soundeffekte, die eher an alte Italo-Western erinnern. Gute Unterhaltung ist die Show trotzdem, und wer nicht mit der Erwartung ins Theater geht, in einen Strudel der Gefühle zu geraten, sondern sich einfach nur amüsieren und unterhalten lassen will, wird auch durch die Stuttgarter Umsetzung nicht enttäuscht werden.

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
D'ArtagnanThomas Hohler
Rasmus Borkowski,
(Tomas Weis)
AthosMark Derichs,
(Mark Riemer
Karim Khawatmi)

AramisMathias Sanders,
(Mark Riemer
Tobias Weis)

PorthosEnrico de Pieri,
(Alexander Bellinkx)
Milady de WinterKristin Hölck,
(Ann Christin Elverum
Helena Blöcker)

Kardinal RichelieuMarc Clear,
(Peter Stassen)
ConstanceNadine Schreier,
(Annemieke van Dam
Karen Selig)

Königin AnnaAnn Christin Elverum,
(Anna Thorén
Sabrian Harper)

König Ludwig XIIIPeter Stassen,
(Artur Molin
Christoph Trauth
Oliver Arno)

Herzog von BuckinghamKevin Tarte,
(Alexander Bellinkx)
RochefortDaniele Nonnis,
(Jochen Schmidtke)
James / ConférencierGerben Grimmius,
(Maik Lohse
Oliver Arno)

EnsembleAmanda Thiele
Andrew Hill
Anna Thorén
Annemieke van Dam
Axel Baer
Christoph Trauth
Gerben Grimmius
Helena Blöcker
Jo Shanks
Karen Selig
Karim Khawatmi
Katarina Trinkewitzova
Kevin Foster
Maik Lohse
Martin Planz
Mark Riemer
Michael John
Michael Svensson
Michael Toutountsidis
Michel Driesse
Mona Graw
Nils Haberstroh
Oliver Arno
Oliver Polenz
Paul Stampehl
Till Schubert
Tobias Weis
Tressa Rose Schreiber
SwingsAlexander Bellinkx
Sabrina Harper
David Hartland
Stéphane LeBreton
Nikolaus Meder
Jochen Schmidtke
Kimberly Trees
Nina Susanne Ungerer
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
So, 12.11.2006 19:00Apollo Theater, StuttgartPremiere
Mi, 15.11.2006 18:30Apollo Theater, Stuttgart
Do, 16.11.2006 19:30Apollo Theater, Stuttgart
▼ 442 weitere Termine einblenden (bis 27.01.2008) ▼
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