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Mar I Cel - der Himmel und das Meer (2007 - 2008)
Bühnen, Halle (Saale)

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Die deutschsprachige Erstaufführung des spanischen Musicals „Mar i Cel” beinhaltet opernhafte Melodien und eine Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund. Die Besetzung, allen voran Jan Ammann, überzeugt in weiten Teilen.

Eigentlich erscheint die Liebesgeschichte, die im Vordergrund dieses Musicals steht, ganz simpel: Christliche Adlige verliebt sich in muslimischen Piraten, nachdem sie erfahren hat, wie viel Leid ihr Vater seiner Familie gebracht hat. Doch ganz so leicht wird es dem Zuschauer nicht gemacht, das Schicksal von Blanca und Saïd zu verfolgen.
Das Werk ist fast durchkomponiert, nur wenige kurze Passagen werden gesprochen. Für die meisten Dialogsequenzen hat Albert Guinovart Musik komponiert, die versatzstückartig unterschiedliche Tempi und Stilelemente kombiniert. Im Prolog zum Beispiel steht eine Vielzahl hochherrschaftlich gekleideter Personen auf der Bühne, die mit bedeutungsvollem Habitus ein Problem diskutieren. Diese Diskussion wird komplett gesungen und Guinovart nutzt ganz unterschiedliche Stimmungsfarben, um die Personen und ihre Standpunkte zu charakterisieren. Doch genau das ist für das Publikum anstrengend, da es (noch) keine wirklichen Lieder zu hören bekommt. Der opernhafte Gesang führt nicht unbedingt zu einer guten Textverständlichkeit, und so bleibt der eine oder andere Zuschauer etwas ratlos zurück, weil der Inhalt des Prologs sich ihm nicht erschließt. Erfreulicherweise bietet das Programmheft eine ausführliche Zusammenfassung des Inhalts, sodass allen Besuchern nur geraten werden kann, sich vorher mit der Geschichte auseinanderzusetzen.
Guinovart hat eine reiche, anspruchsvolle Partitur geschrieben, mit der die Staatskapelle Halle unter Leitung des “Harry und Sally”-Komponisten Joan Vives gut umzugehen weiß, und ihm gelingt durchgängig das Kunststück, Stimmungen auf der Bühne durch die Musik zu erzeugen bzw. zu unterstützen. Wirkliche Ohrwürmer, die nach der Vorstellung haften bleiben, bietet das Stück jedoch kaum. Die Piratenhymne zum Ende des ersten Aktes oder Blancas und Saïds Liebesduett “Ganz alleine” im zweiten Akt fallen noch am ehesten in diese Kategorie.
Zusätzlich zur spannenden, aber oft nicht sehr eingängigen Musik sorgt auch das Buch für einige Längen. Wenn die Piraten die Familie des Vizekönigs von Valencia gefangen nehmen und in den Auseinandersetzungen dem Familienoberhaupt sogar ein Ohr abgeschnitten wird, lässt das den Zuschauer zunächst merkwürdig kalt. Die Piraten auf der einen und die Christen auf der anderen Seite werden nicht klar genug charakterisiert. Das Publikum erhält keine Chance, sich mit einer der beiden Seiten zu identifizieren und so reißt das Geschehen auf der Bühne nicht wirklich mit. Das mag im Ursprungsland Spanien, in dem der historische Hintergrund besser bekannt sein dürfte, anders sein. Hier wäre Regisseur Hartmut Forche, der auch für den gelungenen deutschen Text verantwortlich ist, gefordert gewesen, die Personen und ihren Konflikt deutlicher einzuführen.
Wirklich spannend wird die Geschichte erst nach mehr als der Hälfte des langen ersten Aktes, als Piratenkapitän Saïd seine Lebensgeschichte erzählt. Glücklicherweise passiert das nicht monologartig: Die Misshandlungen durch die Christen sowie die Reaktionen seiner Familie werden vom Ensemble vorgespielt. Blanca, die Tochter des Vizekönigs, befindet sich dabei mitten im Geschehen, da Saïd ihr seine Geschichte berichtet. Ihr Entsetzen über die Greueltaten, für die ihr Vater verantwortlich ist, ist die Grundlage des folgenden Konflikts innerhalb der Familie. Und plötzlich fesselt das Geschehen auf der Bühne, da der Zuschauer die Personen nun einordnen kann. Im straffer erzählten zweiten Akt meutern die Piraten gegen ihren Kapitän und einer von ihnen verrät sie an die gefangenen Christen, sodass bis zum tragischen Finale für viel Spannung gesorgt ist.
Jan Ammann ist ein würdevoller Piratenkapitän, der vom ersten Auftritt an deutlich macht, dass ihm seine Ehre trotz aller Piratenaktivitäten wichtig ist. Seine wohlklingende volle Stimme spiegelt die verschiedenen Facetten dieser Rolle eindrucksvoll wider. Sara Fonseca punktet als Blanca in erster Linie mit ausdrucksstarkem Schauspiel. Insbesondere in der erwähnten Rückblickssequenz auf Saïds Kindheit beeindruckt ihre nuancierte Darstellung. Leider kann sie gesanglich nicht mit dem Rest des Ensembles mithalten. In der Höhe ist ihre Stimme kaum noch vorhanden.
Dem Hallenser Opernensemble steht die Partitur gut zu Gesicht. Gerd Vogel überzeugt als prinzipientreuer Vizekönig, der sich in diesem Konflikt sogar gegen seine Tochter wendet. In kleineren Rollen machen Jürgen Trekel und Timothy Alois Cruickshank als wankelmütige Piraten und ganz besonders Anke Berndt als Saïds Mutter auf sich aufmerksam. Uta Jacobi avanciert in der Absahnerrolle als Schiffsjunge zum Publikumsliebling.
Die Bühnenwerkstatt hat ein beeindruckendes Schiff gebaut, das nach dem Ende des Prologs auf die Bühne geschoben wird. Es kann auseinander geklappt werden, sodass anhand des Innenraums deutlich wird, wie beengt die Verhältnisse für die Gefangenen sind. Manchmal stören die fast ständig auf der Bühne anwesenden Techniker, doch im Grunde genommen ist es ganz sympathisch, dass sich das Schiff nicht voll automatisch bewegt, wie man es in einer Großproduktion sicher hätte erwarten dürfen.
Es ist bedauerlich, dass das Stück so schwer in Gang kommt. Sowohl Buch als auch Musik fordern den Zuschauer mehr als üblich im Musical. “Mar i Cel” ist ein in jeder Hinsicht würdiger Vertreter des Genres, doch ein bisschen weiter hätte das Kreativteam dem deutschen Publikum entgegenkommen dürfen.

Musical von Albert Guinovart (Musik), Xavier Bru de Sala (Text) und Dagoll Dagom
Deutsche Fassung von Hartmut H. Forche und Jaime Roman B.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungHartmut H. Forche
BühnenbildMichael Zimmermann
KostümeJosé-Manuel Vazquez
 
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CAST (AKTUELL)
Saïd Jan Ammann
Blanca Sara Fonseca
Don CarlosGerd Vogel
Ferrán / Herzog von LermaBjörn Christian Kuhn
Idriss Uta Jacobi
Joanot / Erzbischof RiberaTimothy Alois Cruickshank
Salam / Philipp III, König von SpanienOlaf Schöder
María, Blancas SchwesterMyrsini Margariti
Hassan Jürgen Trekel
Malek Martin Kiuntke
Osman Markus Campana
Saïds MutterAnke Berndt
Margarete von Österreich / CarmenUta Eckert
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 16.03.2007 19:30Oper, Halle (Saale)Premiere
Mi, 21.03.2007 19:30Oper, Halle (Saale)
So, 25.03.2007 19:30Oper, Halle (Saale)
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