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Der Glöckner von Notre Dame (2009 - 2010)
Tournee

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Finster wie das Mittelalter ist diese Musical-Adaption des bekannten Stoffes über die unglückliche Liebe des missgebildeten Glöckners zur lebenslustigen Zigeunerin mit Herz.

„Asyl, Asyl” stöhnt Quasimodo und bringt Esmeralda, die er gerade vor dem Tod am Strick bewahrt hat, ins Innere von Notre Dame. Den Zuschauern gewährt niemand Zuflucht. Dabei ist gerade der am Rande der Bedeutungslosigkeit vorbeischrammende Musikbrei von Ch. de Lellis und P. Langer zum Fürchten. Belanglose Balladen ohne melodiösen Wiedererkennungsfaktor (wie Esmeraldas „Mut und Hoffnung”) und schnörkellose Uptempo-Nummern (Clopins „König der Zigeuner”) plätschern vor sich hin, und wenn die Zigeuner nach Esmeraldas Hochzeit tanzen, wummern Latino-Rhythmen aus den Boxen. Die Musik klingt nach Resteverwertung und bemüht sich nur ansatzweise überhaupt zur erzählten Geschichte zu passen. Einzig die finale Hymne „Das Geheimnis der Notre Dame” überzeugt, leidet allerdings wie der gesamte Abend unter der schlecht ausgesteuerten Tonanlage. Die Synthie-Begleitung aus der Konserve überdeckt mit Bässen und Pseudo-Bombastsound die Gesangsstimmen, tiefe Töne verschwinden, sodass auch die Textverständlichkeit zu wünschen übrig lässt. Wer im vor Rechtschreibfehlern nur so strotzenden Programmheft die Liedtexte (Rene Arh und Karin Königsberger) nachliest, der ist froh, Reime wie „Die Einsamkeit, zerreisst dein armes Herz. Das Alleine sein, ist dein wahrer Schmerz” nicht verstanden zu haben.

Die musikalische Leiterin Eva Karner ist gemeinsam mit Christian Böhm, der sich in der Rolle des Gringoire über die Bühne blödelt, auch für Buch und Inszenierung verantwortlich. Das Duo setzt den Plot solide in Szene, mehr aber auch nicht. Die Figuren wirken schablonenhaft und austauschbar, lediglich Quasimodo und sein Ziehvater Frollo sind genauer gezeichnet: Der Glöckner ist eine geschundene Kreatur, der bigotte Pater durch und durch ein Fiesling. Das ist gut in solistischen Szenen, in Dialogen mit anderen Akteuren finden jedoch kaum berührende Interaktionen statt. Auch wegen streckenweise sehr kurzer, blitzlichtartiger Spielszenen entsteht der Eindruck, dass die Figuren nur wenig Interesse aneinander haben.
Ein Lichtblick ist die Ausstattung. Ulrich Puchsteins Kostümbild huldigt dem Mittelalter, Thomas Barabas dekoriert die Bühne mit verschnörkelten Fassaden und einem kleinen Glockturm auf der rechten Seite, auf einer rückwärtigen Projektionsfläche wird Handlungsort illustriert (Videodesign: Stefan Roser). Überflüssig sind allerdings die LED-Säulen, die uninspiriert auf der Bühne verteilt sind und ohne ein erkennbares Konzept ab und zu in verschiedenen Farben aufleuchten (Lichtdesign: Manfred Nikitser). Unklar ist auch, wer für die spannungslosen und wie für andere Musik erdacht wirkendenden Choreografien verantwortlich ist. Das Programmheft nennt Nataliya Kushnirenko, der Veranstalter schwärmt auf seiner Homepage und in der Werbung von „herausragenden Tanzszenen” von Arthur Kolmakov vom Bolschoi Ballett.

In der Titelrolle kann Gerhard Kuppelwieser vor allem darstellerisch punkten. Sein Solo „Frei sein wie der Wind” gestaltet er anrührend, allerdings klingt der Bariton hohl und gepresst. Marc Lamberty ist ein eitler Phoebus, der gemeinsam mit Stephanie Marin (Esmeralda) eines der besseren Duette der Partitur („Niemals lass ich dich allein”) singen darf. Beide Stimmen harmonieren gut miteinander und erreichen auch höhere Lagen. Hier haben Stefan Vinzberg (Frollo) und Theresia Birngruber (Esmeraldas Mutter) in ihren Soli im ersten Akt unüberhörbare Probleme. Vinzberg schreit das Ende von „Die Maske” einfach nur heraus, Birngruber kämpft registerwechselgeplagt tapfer um das Erreichen jedes Spitzentons. Im Duett mit ihrer Tochter im zweiten Akt relativiert sie allerdings die schlechte Leistung.

Bleibt zu hoffen, dass nach der Tournee dieser Glöckner seine Ruhe findet und das Publikum von einer weiteren Aufführungsserie verschont bleibt.

 
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KREATIVTEAM
Buch und RegieEva Karner
Christian Böhm
LiedertexteRene Arh
Karin Königsberger
ChoreografieNataliya Kushnirenko
Musikalische LeitungEva Karner
Maske und KostümeUlrich Puchstein
BühnenbildThomas Barabas
Video DesignStefan Rosner
 
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CAST (AKTUELL)
EsmeraldaMonika-Julia Dehnert/Stephanie Marin
Esmeraldas MutterDiane Lübbert/Theresia Birngruber
FrolloStefan Vinzberg/Tom Tucker
PhoebusMarc Lamberty/Christopher Buchman
GringoireChristian Böhm/Thomas Reisinger
QuasimodoGerhard Kuppelwieser/Nikolaus Stich
 
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 17.07.2009 20:00Burghof, KlagenfurtPremiere
Sa, 18.07.2009 20:00Burghof, Klagenfurt
Fr, 24.07.2009 20:00Matzener Sommer, Reith im Alpbachtal
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