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Die Schöne und das Biest (2011)
Theater, Magdeburg

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Alle, die für die ausverkaufte Vorstellungsserie in diesem Sommer Karten ergattern konnten, können sich auf das Freiluft-Erlebnis des Magdeburger Theaters freuen. Das Musical-Märchen in der flotten Inszenierung von Helga Wolf setzt wegen Vorgaben des Rechtegebers wenig neue Akzente, ist aber trotzdem rundum gelungen.

Wo Disney draufsteht, muss auch Disney drin sein. Zwar zeigt das Theater Magdeburg die erste freie Produktion der auf dem Zeichentrickfilm basierenden Musical-Version aus dem Mickey-Maus-Imperium, doch orientieren sich vor allem Maske (Sigrid Voigt) und Kostümbild (Karin Alberti) sehr eng an den disneygeprägten Vorbildern. So sieht Belle mit ihrer braven, dunklen Lockenpracht gewohnt liebreizend aus, trägt ein frisch gestärktes Schürzchen über dem blauen, knöchellangen Alltagskleid und glänzt im Finale in zitronengelber Rüschen-Robe. Gewohnte Optik auch beim Biest, bei Gaston und bei den in Möbelstücke oder andere Einrichtungsgegenstände verzauberten Schlossbediensteten. Allerdings kann hier die Kostümbildnerin kreativ aus dem Vollen schöpfen, da sie zusätzlich den Opernchor und das personell verstärkte Ballett-Ensemble einkleiden darf. So tummeln sich in Magdeburg neben Pfeffer- und Salzstreuern, Servietten und Besteckteilen neu auch Besen, Quirle, Fleischklopfer und mit diversen Leckereien gefüllte Schalen auf der Bühne. Das verleiht dem Show-Stopper “Sei hier Gast” optisch eine bisher noch nie gesehene Opulenz. Zurückgenommener hingegen das Finale, das Alberti entkitscht, indem sie Choristen und Tänzer in schlichte, dunkle und modern wirkende Kleidung steckt.

Christoph Weyers‘ Bühnenbild vor der Fassade des Magdeburger Domes ist für Disney-Verhältnisse puristisch. Dafür aber ungemein wandelbar. Die auf einer 14 Meter breiten Drehscheibe stehende, gewaltige Treppen-Podest-Konstruktion aus Holz mit angedeuteten romanischen Bögen ist auf der Schlossseite lila eingefärbt. Die Behausung des Biestes ist nur mit einem rückwärtigen Goldvorhang dekoriert, davor ein prunkvoller Sessel und die Zauberrose unter einer Glasglocke. Darüber lässt sich die Bibliothek aufklappen. Im entgegengesetzten Flügel muss auch für Belle ein Sessel reichen. Den Wald deuten schließlich ein paar Bäume links und rechts der Hauptspielfläche an. Dank des ausgeklügelten Lichtdesigns (Norbert Robel) entfaltet das Bühnenbild erst mit Einbruch der Dunkelheit seinen wahren Zauber.

Auf einer fast 25 Meter breiten Bühne ist es für die Regie eine immense Herausforderung, sowohl Massenszenen geschickt zu dirigieren als auch intimere Momente nicht verloren aussehen zu lassen. Helga Wolf gelingt das mit Bravour, indem sie die mehreren Stockwerke des Bühnenbildes bespielen lässt und zum Beispiel den Trubel bei “Tod dem Biest” geschickt verteilt über die Spielfläche führt. Nur warum lassen sich dabei nicht die unsäglichen, comichaften Schlaggeräusche aus dem Lautsprecher vermeiden?

Die Charaktere der verzauberten Schlossbewohner entsprechen den Vorgaben der Rechtegeber, doch bei Belle und dem Biest hinterlässt die Regisseurin auch ihre eigene Handschrift. Für diese Rollen steht ihr allerdings auch ein Darstellerpaar zur Verfügung, das seine Partien nicht zum ersten Mal singt und spielt. Mit Leah Delos Santos hat das Theater Magdeburg die deutschsprachige Ur-Belle verpflichtet, die mit Hilfe ihrer Liebe auch danach noch oft Yngve Gasoy Romdal im Finale aus seinem Zottel-Kostüm befreien durfte. In der aktuellen Helga-Wolf-Inszenierung ist Delos Santos die Triebfeder der Handlung, da sie weniger schüchternes Mädchen als willensstarke Frau ist, die um ihren Vater (solide: Peter Wittig) und die Liebe kämpft. Delos Santos glänzt mit silbrig perlendem Sopran stimmlich und darf bei “Sei hier Gast” sogar ihre tänzerischen Qualitäten unter Beweis stellen (Choreografie: Christopher Tölle). Yngve Gasoy Romdal steht ihr stimmlich und darstellerisch in nichts nach. Sein Biest spielt er anrührend verbittert und weniger als furchterregendes Monster. Gasoy Romdals rauer, leicht hohl klingender Bariton unterstreicht bei “Wie kann ich sie lieben?” die Verzweiflung des Biestes, im Finale lässt er dann auch Spitzentöne seines Tenors hören. Schade, dass Alan Menken nur ein Solo für das Biest komponiert hat.

Gaston kann dagegen musikalisch aus dem Vollen schöpfen. Alexander di Capri kostet seine Rolle als fieser Schönling mit breitem Zahnpastagrinsen aus und glänzt mit seinem satten Bariton. Bernd Julius Arends darf Gastons Begleiter Lefou einmal nicht ganz so albern anlegen. Der Ohrwurm des Abends, “Die Schöne und das Biest” könnte beim warmen Mezzo von Undine Dreißig nicht besser aufgehoben sein. Ihre Madame Pottine ist eine liebenswerte Glucke im Teekannen-Outfit, die sich hingebungsvoll um Sohn Tassilo (Maria Neumann) kümmert.

Als Leuchter Lumière gefällt Thomas Wißmann als flammender, frankophiler Verführer. Als zweifelnder von Unruh greift Markus Liske beherzt auch schon mal nach seinem Pendel, um der unerwarteten Besucherin Belle als Schlossführer die Räume zu zeigen. Beide Herren singen hervorragend. Das gilt auch für den quirligen Staubwedel Babette (Jenny Stark). In der etwas undankbaren Rolle der Madame Kommode darf Gabriele Stoppel-Bachmann immerhin mit ein paar Koloraturen glänzen.

Das größte Pfund, mit dem das Magdeburger Theater wuchern kann, steht allerdings nicht auf der Bühne, sondern sitzt rechts davon in einem Zelt. Die Damen und Herren der Magdeburger Philharmonie (musikalische Leitung: Rainer Roos) lassen die Menken-Partitur ungewohnt satt und aufregend klingen. Die Ohrwurm-Melodien kommen mit diesem großen Orchester viel besser zur Geltung als in der Sparbesetzung eines kommerziellen Musical-Veranstalters. Nachahmer-Theater in Deutschland gesucht!

Musical von Alan Menken (Musik), Linda Woolverton (Buch), Howard Ashman und Tim Rice (Liedtexte)

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungRainer Roos
Martin Wagner
InszenierungHelga Wolf
BühneChristoph Weyers
KostümeKarin Alberti
ChoreografieChristopher Tölle
 
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CAST (AKTUELL)
BelleLeah Delos Santos
BiestYngve Gasoy Romdal
GastonAlexander di Capri
MauricePeter Wittig
LefouBernd Julius Arends/Dirk Stollberg
Madame PottineUndine Dreißig
TassiloMaria Neumann
LumièreThomas Wißmann
von UnruhMarkus Liske
BabetteJenny Stark
Madame KommodeGabriele Stoppel-Bachmann
Monsieur d'ArqueWolfgang Klose
Thomas Matz
ErzählerAxel Strothmann
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 17.06.2011 21:00Domplatz, MagdeburgPremiere
Sa, 18.06.2011 16:00Domplatz, Magdeburg
Sa, 18.06.2011 21:00Domplatz, Magdeburg
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