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Dracula (Svoboda) (2004)
Freilichtspiele, Tecklenburg

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Standing Ovations, tosender Applaus und Zugabe-Rufe bildeten das Ende einer gelungenen, wenn auch nicht vollständig überzeugenden deutschen Erstaufführung des tschechischen Hitmusicals.

Lange hat es gedauert, bis das erfolgreiche tschechische Musical seinen Weg nach Deutschland gefunden hat. Eigentlich verwunderlich, denn der Mythos um Dracula ist in Deutschland sicherlich genauso beliebt, wie in unserem Nachbarland. Und dass Vampire das Publikum anziehen, hat der anhaltende Erfolg von „Tanz der Vampire” längst bestätigt.

In 3 Epochen unterteilt, erzählt das Musical die Geschichte des sagenumwobenen Grafen Dracula, der zur Unsterblichkeit verbannt ist.

Die erste Epoche spielt um 1198 und zeigt, wie der Graf mit seinen Schergen eine Kirche plündert und Priester und Bauern niedermetzeln lässt. Er wird von den Opfern im Todeskampf zu ewigen Leben und der Gier nach Blut verflucht. Zurück von den Gräueltaten verliert Adriana, Draculas schwangere Frau, ihr gemeinsames Kind und stirbt selbst in den Armen ihres Mannes. Dieser will sich aus Verzweiflung das Leben nehmen und muss feststellen, dass der Fluch sein ganzes Ausmaß erfüllt.

Jahrhunderte später, um 1803, bekommt Dracula in seinem Schloss in England von Lorraine und ihrem pietistischen Bruder Steven Besuch. Der Graf, der immer noch hofft, dass Adriana wiederkehrt, verfällt Lorraine sofort und gewinnt ihr Herz für sich. Steven durchschaut die Absichten des Grafen, doch er scheitert an dem Versuch ihn umzubringen. Er stirbt und Lorraine schwört daraufhin dem Grafen ewige Gefolgschaft. Sie lässt sich zum Vampir umwandeln.

Die dritte Epoche zeigt den Grafen in der Gegenwart. Dracula ist Besitzer eines Casinos, Lorraine ist dem Alkohol verfallen und versucht verzweifelt den Grafen für sich zu gewinnen, doch dieser hofft weiterhin auf die Rückkehr seiner geliebten Adriana. Sandra, die Freundin von Nick, dem Anführer einer Gang, gleicht dem Erscheinungsbild von Adriana bis aufs Letzte. Während Nick und seine Gang den Überfall des Casinos planen, bittet Dracula Sandra um Vergebung und Erlösung, denn nur Adriana kann den Fluch von ihm nehmen. Sandra ist verwirrt und kann das Flehen von Dracula nicht verstehen. Die Gang überfällt das Casino, Dracula verliert seinen letzten Lebensmut, er wird vor das ewige Gericht gerufen und letztendlich werden er und Lorraine durch die Lichtgestalt Adrianas erlöst.

So gut wie einige Ideen der Handlung auch sein mögen, das Buch von Zdenek Borovec wirkt dramaturgisch nicht immer stringent genug, um die drei Epochen flüssig über die Bühne zu bringen. Teilweise sind Intentionen und Handlungen bestimmter Figuren nicht klar ersichtlich. Manche Figuren wirken nur als Füllmittel und auch der Übergang von einzelnen Szenen wirkte ab und an ziemlich abrupt und stockend.

Dean Welterlen macht das Beste daraus. Die Handlung wird unter seiner soliden Regie meist flüssig über die Bühne gebracht. Manchmal ist weniger allerdings mehr, denn teilweise sind einfach zu viele Darsteller auf der Bühne, die dann vom eigentlichen Fokus ablenken. So verliert sich zum Beispiel die Dramatik der Umwandlung von Lorraine, mit dem Biss von Dracula, zu sehr in den tanzenden Massen.

Ein durchweg überzeugendes Ensemble wird von zwei Pfeilern getragen: Anke Fiedler als Lorraine und Ethan Freeman als Dracula.

Anke Fiedler zeigt glaubwürdig die Wandlung vom naiven Mädchen zur alkoholsüchtigen, verzweifelten und eifersüchtigen Vampirin, die überdies mit einer großartigen Stimme in jedem Moment die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Gekonnt bedient sie alle Anforderungen, von fast klassischen Klängen bis hin zur Rocknummer gibt es scheinbar nichts, was sie nicht singen kann.

Ethan Freeman, der die Titelrolle bereits in Basel gespielt hat, beweist einmal mehr, warum er zu den führenden Musicaldarstellern im deutschsprachigen Raum gehört. Die Balance zwischen Verzweiflung, Wahnsinn, Menschlichkeit, Grausamkeit, Liebe und Hass nimmt man ihm in jedem Moment ab. Nur in einer Szene in der dritten Epoche, in der Dracula plötzlich Sinn für Humor hat, bricht das sonst stimmige Bild. Das kann man aber nur dem Buch von Borovec anlasten und nicht Freemans darstellerischen Fähigkeiten. Stimmlich zeigt er sich in gewohnter Höchstleistung und lässt mit seinem vollen Bariton keine Wünsche offen.

Musikalisch präsentiert sich „Dracula” durchaus eingängig. Schöne Pop-Arien, verträumte Duette, rockige Songs und große Ensemblenummern bieten für jeden Geschmack etwas. Das Orchester unter der Leitung von Klaus Hillebrecht gibt die Songs dementsprechend schwung- und druckvoll wieder.

Bühnenbildtechnisch gibt es nicht so viel zu sehen, Diba Corvus verlässt sich hauptsächlich auf das Burgambiente der Freilichtbühne und ergänzt dieses mit kleineren Räumlichkeiten und Requisiten. Aufgefrischt wird das Ganze mit einigen zusätzlichen Effekten, wie brennende Kreuze und Fässer oder Motorräder die über die Bühne rasen.

Die Kostüme von Karin Alberti sind mal treffend und mal vollkommen unpassend. Einen homogenen Stil sucht man vergebens. Wirklich daneben sind die Kostüme von den Blutstropfen, eine Art Totentänzer, die immer dann in Erscheinung treten, wenn für jemanden die letzte Stunde geschlagen hat. Diese wirken keineswegs bedrohlich, sondern machen eher einen lächerlichen Eindruck. Außerdem sind sie dramaturgisch nicht zwingend erforderlich. Sie arbeiten teilweise sogar gegen die Dramaturgie, denn mit ihrem Erscheinen wird der kommende Tod der Figuren bereits verraten. Überraschungs- bzw. Spannungsmomente werden dadurch leider zunichte gemacht.

Neben den teilweise gewöhnungsbedürftigen Kostümen bildet die Choreografie von Doris Marlis den Tiefpunkt der Aufführung. Sie versuchte vergeblich ausgereifte monster- bzw. vampirähnliche Bewegungen zu erschaffen. Alles was man zu sehen bekommt erinnert an die Choreografien von Dennis Callahan, ohne jedoch dessen Qualität ansatzweise zu erreichen. Das Ensemble macht zumindest das Beste daraus.

„Dracula” präsentiert sich im Großen und Ganzem durchaus überzeugend und stellt sicherlich eine Bereicherung für die deutsche Musicallandschaft dar. Wer Stücke wie „Jekyll und Hyde” oder „Tanz der Vampire” mag, der wird auch an diesem tschechischen Musical seine Freude finden. Allein die großartigen Darsteller sind einen Ausflug nach Tecklenburg wert.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieDean Welterlen
Musikalische LeitungKlaus Hillebrecht
ChoreografieDoris Marlis
BühnenbildDiba Corvus
KostümeKarin Alberti
 
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CAST (AKTUELL)
DraculaEthan Freeman
Adriana/SandraJana Werner
LorraineAnke Fiedler
ScapinoMartin Berger
PriesterHarald Tauber
NickSascha Th. G. Krebs
StevenSven Olaf Denkinger
MönchBernd Julius Arends
1. BlutstropfenIris Markris
2. BlutstropfenMarcelo Marinho
1. NympheLillemor Spitzer
2. NympheJessica Fendler
3. NympheGudrun Lercher
EnsembleJan Altenbockum
Bernd Julius Arends
Marc Basiner
Michael Bergmann
Michael Clauder
Udo Eickelmann
Sascha Littig
Michael Micheiloff
Michael Schüler
Florian Theiler
Isabel Dan
Monika Julia Dehnert
Jessica Fendler
Rahel Fischer
Saskia Kilelowa
Nathalie C. Kleeberger
Gudrun Lercher
Ramona Ludwig
Lillemor Spitzer
 
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 31.07.2004 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
So, 01.08.2004 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
Do, 05.08.2004 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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