Ensemble, in der Mitte: Randy Diamond (Zaza   Albin), Ansgar Albert Maria Schäfer (Georges) © © Barbara Aumüller
Ensemble, in der Mitte: Randy Diamond (Zaza Albin), Ansgar Albert Maria Schäfer (Georges) © © Barbara Aumüller

La Cage Aux Folles (2012 - 2013)
Staatstheater, Darmstadt

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“La Cage aux Folles” verwandelt die Bühne des Großen Hauses am Darmstädter Staatstheater in eine schillernde Varieté-Bühne und beweist Mut zu Kitsch und Glamour. Ein kurzweiliger Theaterspaß mit Raum für ernstere Töne, die dank einer brillanten Darstellung von Randy Diamond als Travestiestar Zaza ihren rechten Platz finden.

Es gibt Sachen, die sind gut, wie sie sind – Verbesserung nicht vonnöten. So auch “La Cage aux Folles” am Staatstheater Darmstadt. Hier waren keine Experimente notwendig, denn das Stück ist gut, so wie es ist. Regisseur und Intendant John Dew kleckert nicht, er klotzt. Seine Inszenierung des plüschig-schrillen Musicalklassikers von Jerry Herman und Harvey Fierstein ist ein Potpourri aus Marabufedern und Glitzerpailletten in Rosarot, in seiner Üppigkeit nahezu ein Statement gegen den anhaltenden Trend zu kleinen und minimalistischen Produktionen.

Eine solche wäre hier auch absolut fehl am Platz. “La Cage aux Folles” ist eine Boulevardkomödie, die auf dem gleichnamigen Gassenhauer von Jean Poiret aus dem Jahr 1973 basiert. Mit seinen überzeichneten Charakteren könnte das Stück aus der Feder von Harvey Fierstein, der für das Buch unter anderem mit dem Tony Award ausgezeichnet wurde, schnell zu einem allzu seichten Spaß verkommen, wären da nicht bei allem Klamauk auch die leisen Töne, die für Toleranz und Verständnis für die Lebenswirklichkeit des schwulen Paares werben.

John Dews Inszenierung spielt mit der Erwartung des Publikums. Die Wohnung des schwulen Paars Albin und Georges, ein Traum in rosa und lila Pastelltönen, ist auch nach der Umgestaltung durch den Sohnemann nur dürftig mit dem gutkatholischen Deckmäntelchen bedeckt. Wo vorher Skulpturen nackter Griechen standen, sind nun der fast nackte Heilige Sebastian und Jesus mit dem Lieblingsjünger zu sehen, Schulbuchbeispiele der homoerotisch aufgeladenen Kirchenkunst. Die Szenen auf der Varieté-Bühne schreien, dank des Bühnenbilds von Heinz Balthes, förmlich “Stöckelschuh, Marabou, Shalimar”. Überall blinkt, blitzt und funkelt es. Die Tänzer(innen) schwingen in klassischer Manier die Beine, auch wenn zugegebenermaßen nicht alle mit den grazilen Hüft- und Beinschwüngen zurechtkommen. José Manuel Vázquez zeigt bei den Kostümen große Lust an ausgefallenen Kreationen und hat keine Scheu vor Unmengen an Strass, Federn und Kunstblumen, die aus den Herren des Tanzensembles Showgirls machen. Mit ebenso viel Pomp verwandelt er auch Randy Diamond in die Diva Zaza, deren Bühnenpräsenz den Abend maßgeblich mitbestimmt.

Diamond legt seine Rolle herrlich schrill, schrullig und laut an und schmettert die großen Nummern des Abends mühelos und mit viel Witz. Seine Darbietung bleibt dabei alles andere als klamaukig. Er schafft es, zwischen den komischen Momenten, immer wieder an den richtigen Stellen leise und sanfte Akzente zu setzen. Sein “Ich bin was ich bin” am Ende des ersten Akts startet mit tiefgreifender Verletztheit und entwickelt sich zu absoluter Kampfbereitschaft gegen die Intoleranz – eine wahre Glanzleistung. Auch Bühnenpartner Ansgar Schäfer (Georges) und Franz Nagler als Schwiegervater Edouard Dindon spielen ihre Rollen überzeugend und mit dem richtigen Gespür für Komik und Publikumsstimmung. Zu dritt führen sie ein starkes Ensemble an. Einzig Stefan Reil bleibt als Sohn Jean-Michel völlig farblos und trifft auch gesanglich nur selten den richtigen Ton.

Auch wenn die Inszenierung im Vergleich zu anderen Stücken des Hauses recht bieder und altbacken scheint, so ist es genau das, was dem Musical gut tut, um das Thema Homo-Rechte in die Mitte der gutbürgerlichen Theatergänger zu holen. Die Darmstädter Fassung von “La Cage aux Folles” ist eine pointiert gespielte, spritzig erzählte Komödie mit reichem Dekor und opulenter Ausstattung, von einem guten Darsteller-Ensemble und einem glamourösen Hauptakteur getragen. Das Premierenpublikum bedankte sich für dieses Bekenntnis zur Spielfreude mit tosendem Applaus.

Musik und Gesangstexte von Jerry Herman
Buch von Harvey Fierstein
Deutsch von Erika Gesell und Christian Severin

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungBartholomew Berzonsky
InszenierungJohn Dew
ChoreographieJulio Viera Medina
BühneHeinz Balthes
KostümeJosé-Manuel Vázquez
ChoreinstudierungMarkus Baisch
 
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CAST (AKTUELL)
Zaza/AlbinRandy Diamond
GeorgesAnsgar Schäfer
Jean-MichelStefan Reil
AnneHannah Garner
Edouard DindonFranz Nagler
Mme DindonGundula Schulte
JaquelineAnja Bildstein
FrancisBernd Kaiser
CagellesRie Akiyama
Lee Bamford
Damián Cortes Alberti
Julio Andrés Escudero
Wout Geers
Sabra Johnson
Esther Kozar
Andressa Miyazato
Celedonio Indalecio Moreno Fuentes
Trung Pham Bao
Pavel Povrazník
Sabine Prokop
Laura Witzleben
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 29.09.2012 19:30Staatstheater, DarmstadtPremiere
Fr, 05.10.2012 19:30Staatstheater, Darmstadt
Fr, 12.10.2012 19:30Staatstheater, Darmstadt
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