Original London cast © Johan Persson
Original London cast © Johan Persson

Memphis (2014 - 2015)
Shaftesbury Theatre, London

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Kennen sie das Gefühl, wenn man es kaum erwarten kann, bis die Fortsetzung eines Filmes oder einer Serie ausgestrahlt wird? So ähnlich fühlt man sich nach dem ersten Akt dieser energiegeladenen Inszenierung von Christopher Ashley, der nur so vor Tempo, Dynamik und Witz strotzt. Doch leider macht sich – genau wie bei Fortsetzungen nicht unüblich – auch im Shaftesbury Theater nach der Pause Ernüchterung breit.

Die Liebesgeschichte zwischen dem weißen Radio-DJ Huey und der schwarzen Nachtclubsängerin Felicia im Memphis der 50er Jahre, kommt erstaunlich leichtfüßig daher, erzählt deren beruflichen Aufstieg und reißt gleichzeitig die Probleme der Rassentrennung an. Trotz der ernsten Thematik kommt das Musical als Feelgood-Show über die Rampe, was durchaus legitim ist, aber den sozialen Problemen doch etwas die Schärfe nimmt. Rassistische Kommentare, Erzählungen über rassistische Erlebnisse und selbst die Szene, in der Felicia von weißen Schlägern verprügelt wird, sind nur kleine Ohrfeigen für das Publikum, die kurz aus der temporeichen, musikalisch aufgeladenen, fast konzertartigen Stimmung reißen. Selbst eher dramatische Gospelsongs zur Lage der dunkelhäutigen Bevölkerung und der Zuversicht auf Änderung beeindrucken eher durch die stimmgewaltige Darbietung. Gleichzeitig bleiben sie inhaltlich eher oberflächlich. Es scheint, als möchte man das Publikum nicht zu sehr mit historisch schwierigen Zeiten belasten.

Auch wenn diese Schwächen des Buches bereits im ersten Akt offensichtlich sind, so funktioniert dieser vor allem durch das hohe Tempo, schnellen Umbauten und äußerst vielen witzigen Momenten. Dazu kommt eine gelungene Partitur von Bon Jovi-Bandmitglied David Bryan, die man als Mischung aus Rock’n Roll, Blues, Swing und Gospel beschreiben kann. Treibende Beats lassen die Füße im Sitz kaum stillstehen, Köpfe wippen im Rhythmus der Musik, das Publikum lässt sich sichtbar einfangen vom Augenblick und die Musikdarbietungen werden lautstark bejubelt.

Doch leider geht es nach der Pause nur eingeschränkt so weiter. Weder inhaltlich noch musikalisch erreicht der zweite Akt die Qualität des ersten. Es wirkt, als wären dem Autor die Ideen ausgegangen. So dürfen mehrere Nebencharaktere noch einen Song beisteuern, doch die eigentliche Entwicklung der Beziehung zwischen den Hauptdarstellern scheint fast nebensächlich. Das größte Problem ist schließlich das plötzliche und inhaltlich unbefriedigende offene Ende, das zu dem Gute-Laune-Song nicht richtig passen will. Felicia ist mittlerweile mit einem neuen Verlobten auf US-Tournee, während Huey erfolglos in einem kleinen Radiosender arbeitet. Gemeinsam treten sie noch mal auf Bitte von Felicia bei ihrem Konzert in Memphis auf. Ende!

Trotz des durchaus schwachen Buches hat das Musical neben den überwiegend ergreifenden musikalischen Nummern – druckvoll wiedergegeben von dem Orchester unter der Leitung von Tim Sutton – einen großen Trumpf im Ärmel: Das unglaublich starke Ensemble – allen voran Soul-Star Beverley Knight als Felicia und dem im englischen TV erfolgreichen Killian Donnelly als Huey – trägt die Show und entschädigt für das ein oder andere Manko.

Beverley Knight mit ihrer starken und voluminösen Stimme sorgt mühelos für Gänsehaut und zeigt sich auch in ihrer Rolleninterpretation überzeugend. Ein Höhepunkt ist ihre Version von “Colored Woman”, ein wahrer Ausnahmemoment einer Ausnahmekünstlerin. Mit Killian Donnelly hat sie einen ebenbürtig starken Partner auf der Bühne stehen, der besonders durch seine exzentrisch-verrückte Interpretation des DJs gefällt und auch für den Großteil der Witze sorgen darf. Sein Huey bleibt trotz der schnellen beruflichen Erfolge bis hin zur eigenen TV-Show immer ein naiver Optimist, der die Welt positiver sieht, als sie tatsächlich ist. Umso beeindruckender ist schließlich als Kontrapunkt zur extrovertierten Charakterisierung sein ruhiges Solo “Memphis Lives in Me”, ein weiterer Gänsehautmoment, in dem auch er stimmlich herausragt.

Alle bereits benannten Stärken plus die energiegeladenen Choreografien von Sergio Trujillo, dem gelungenen Bühnenbild von David Gallo, zeitgemäßen abwechslungsreichen Kostümen von Paul Tazewell und einem farbenfrohen Lichtdesign von Howell Binkley können letztendlich nicht die Schwächen des Buches kaschieren. So verlässt man den Theatersaal nach dem zweiten Akt mit einem schalen Beigeschmack. Man wünscht sich die Begeisterung, die zur Pause vorherrschte, zurück und stellt sich einzig die Frage: Was hätte es für eine geniale Show mit einem stärkeren Buch werden können?

 
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KREATIVTEAM
InszenierungChristopher Ashley
ChoreographieSergio Trujillo
BühnenbildDavid Gallo
KostümePaul Tazewell
LichtHowell Binkley
SoundGareth Owen
 
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CAST (AKTUELL)
HueyMatt Cardle
Jon Robyns
FeliciaRachel John
DelrayRolan Bell
GatorTyrone Huntley
GladysClaire Machin
BobbyJason Pennycooke
Mr. SimmonsMark Roper
EnsembleKeisha Atwell
Arielle Campbell
Mark Carroll
Joseph Davenport
Momar Diagne
Carly Mercedes Dyer
Kimmy Edwards
Hillary Elk
Laura Ellis
Charlotte Gorton
Benjamin Harrold
Waylon Jacobs
Rachel John
Dean Maynard
Devon McKenzie-Smith
Tim Newman
Simon Ray-Harvey
Jon Robyns
Ashley Rumble
Kyle Seeley
Helen Siveter
Dawnita Smith
Alex Thomas
 
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CAST (HISTORY)
HueyKillian Donnelly
(09.10.14 - 04.07.15)
FeliciaBeverley Knight
(09.10.14 - 17.10.15)
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Do, 09.10.2014 19:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
Fr, 10.10.2014 19:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
Sa, 11.10.2014 14:30Shaftesbury Theatre, LondonPreview
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