Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) |
Zuerst der Film, dann die TV-Serie und schließlich das Bühnen-Musical: “Fame” hat in der kommerziellen Verwertungskette viele Metamorphosen durchgemacht. Die dramaturgisch ohnehin eher dürftige Musiktheater-Variante von Jose Fernandez (Buch), Jacques Levy (Texte) und Steve Margoshes (Musik) ist in der personell eingedampften Schweriner Fassung (Inszenierung: Peter Dehler) wirklich gut gemachtes Schauspiel mit erheblichen Schwächen in der Umsetzung als Musical. Den Gesamteindruck trüben fehlende Rasanz bei der musikalischen Begleitung und in den Tanzszenen sowie erhebliche stimmliche Defizite beim hauseigenen Sprechtheater-Ensemble.
Sicherheitsstufe 1 im Mecklenburgischen Staatstheater! Durch die Foyers und Gängen patrouillieren finster dreinblickende amerikanische Cops, die sich bei näherem Hingucken als Garderoben- und Einlasspersonal entpuppen. Da in der Handlung über die kräftezehrende Ausbildung von Studenten an der “High School of Perfoming Arts” Polizeikräfte gar nicht vorkommen, stimmen sie als folkloristisch anmutende Staffage die Besucher lediglich auf den Handlungsort New York ein.
Ansonsten verzichtet Schwerins Noch-Schauspieldirektor Peter Dehler in seiner Abschieds-Inszenierung auf solche überflüssigen, eher altbacken wirkenden Zutaten. Stattdessen konzentriert er sich in der sehr stringent erzählten, ganz der Vorlage verpflichteten Regiearbeit auf das Wesentliche: Eine zügige Abfolge der blitzlichtartig angelegten Szenenfolgen, dazu detaillierte Personencharakterisierungen und ein pointiertes Zusammenspiel der Darsteller in ihren Dialogszenen. Obwohl das Buch von Jose Fernandez weder eine individuelle Weiterentwicklung der Charaktere, noch einen spannenden Handlungsbogen vorsieht, gelingt Dehler mit “Fame” ein wirklich schöner, runder Schauspielabend mit einem grandiosen Ensemble.
Allerdings steht kein Schauspielabend auf dem Spielplan, sondern ein Musical. Da mag sich das hauseigene Sprechtheater-Ensemble – verstärkt durch das Ballett und eine “Statisten Gesang und Tanz” genannte Truppe – noch so redlich in Holger Syrbes Alltagskostümbild abrackern: Bei der musikalischen und tänzerischen Umsetzung ist viel Luft nach oben.
Das beginnt schon mit der im Orchestergraben sitzenden Fünf-Mann-Band. Ihr musikalischer Leiter (John R. Carlson) treibt Steve Margoshes‘ Pop-Partitur jeglichen Pep aus, indem er sie in recht behäbigen Tempi spielen lässt. Damit entzieht Carlson auch den Tanznummern die Basis für die Rasanz und die Ausgelassenheit, mit der die Darsteller über die Bühne fegen müssten. Selbst der aus dem Film adaptierte, rhythmisch federnde Titelsong wirkt hier matt und lustlos. Rüdiger Daas‘ recht einfache Choreografien mit viel Armgeschwenke, Drehungen und kleinen Sprüngen sind der Ausbildung des Ensembles geschuldet. Den von Holger Syrbe geschaffenen, aus nur zwei beweglichen Spind-Reihen und einem drehbaren LED-Wand-Podest bestehenden, großen Bühnenraum nutzt Draas dabei wenig: Tanz findet hauptsächlich im vorderen Drittel, nahe an den Sitzreihen des Parketts, statt. Erschreckend, dass in der besuchten Vorstellung nicht einmal die Mitglieder des Ballett-Ensembles ihre wenigen Hebefiguren synchron bewältigen. Ein Armutszeugnis!
Nachsitzen muss auch die Tonabteilung des Hauses. Da fast alle Darsteller mit nicht vorhandenem Stimmvolumen, Intonations- und Höhenproblemen kämpfen, legen die Techniker zur Abminderung eine ordentliche Portion Hall unter die Stimmen. Allerdings führt das bei den Songabschlüssen immer wieder zu irritierenden Echo-Phänomenen.
In der personell um eine Studentin und einen Lehrer reduzierten Cast sind lediglich zwei Darstellerinnen gesanglich wirklich gut: Mit ihrer tragfähigen Mittellage und schön ausgesungenen Höhe glänzt Josefin Ristau als die mit Drogenproblemen kämpfende Carmen Diaz. Als ehrgeizige Aussteigerin aus dem Schulbetrieb gebührt ihr auch der bereits erwähnte Titelsong, den Ristau souverän anführt. Ihr stimmlich ebenbürtig ist Alice Hanimyan (Serena Katz), die mit samtigen Pop-Sopran im Duett “Why Can’t We Play A Love Scene” ihren Partner (Özgür Platte als Nick) stimmlich übertrumpft. Die wenigsten Gesangsprobleme aus dem Kreis der Studenten hat ansonsten noch Charlotte Kintzel (Mabel Washington), die mit ihrer leicht souligen Stimme in der Gospel-Nummer “God, Give Me A Sign” aufhorchen lässt. Als guter Rapper bewährt sich Amadeus Köhli als sozialer Außenseiter Tyronne.
Auch im Lehrkörper hat eine Dame die Nase vorn: Lucie Teisingerova (Miss Bell) gibt eine herrliche, von der Job-Routine gelangweilte, kettenrauchende Ballettlehrerin. Sie knackt den Panzer, den die nach außen so streng und stark wirkende Akademie-Chefin (Katrin Heller) um sich aufgebaut hat. Heller singt ihr großes Solo “These Are My Children”, mit dem sie ihre raue Schale mit der Fürsorge für ihre Schüler rechtfertigt, so verhalten, dass seine dramatische Wirkung verpufft. Auch hier wird die Substanz, die in diesem Song steckt, aufgrund der Besetzung verschenkt.
Mit “Fame”, das im Großen Haus drei Wochen lang en suite gespielt wird, wagt man an ein Stück abseits der von kommunal finanzierten Häusern so gerne gespielten Klassiker des Genres. Für diesen Mut gebührt Respekt. Allerdings bekleckert sich das Mecklenburgische Staatstheater mit dieser Aufführung auch nicht gerade mit Ruhm.
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
KREATIVTEAM |
---|
Inszenierung | Peter Dehler |
Musikalische Leitung, Komposition | John R. Carlson |
Bühne und Kostüme | Holger Syrbe |
Choreografie | Rüdiger Daas |
Live-Video | Davina Kramer-Perju |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
CAST (AKTUELL) |
---|
Miss Shermann | Katrin Heller | |||
Miss Bell | Lucie Teisingerova | |||
Mr. Myers | Thorsten Merten | |||
Carmen Diaz | Josefin Ristau | |||
Nick Piazza | Özgür Platte | |||
Joe Vegas | Simon Ahlborn | |||
Tyrone Jackson | Amadeus Köhli | |||
Serena Katz | Alice Hanimyan | |||
Iris Kelly | Caroline Wybranietz | |||
Mabel Washington | Charlotte Kintzel | |||
Schlomo Metzenbaum | Christoph Götz | |||
Goodman King | Bernhard Meindl | |||
Ballettensemble (in wechselnden Besetzungen) | ||||
---|---|---|---|---|
Statisten Gesang und Tanz (in wechselnden Besetzungen) | ||||
Band | ||||
Keyboard, Orgel | John R. Carlson | |||
Bass | Enrique Marcano Gonzáles | |||
Gitarre | Torsten Thomann | |||
Trompete, Keyboard, Flügelhorn | Greogory Nemirovsky | |||
Schlagwerk | Johannes Richter |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
GALERIE |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE |
---|
keine aktuellen Termine |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE (HISTORY) |
---|