Wenn ich einmal reich wär'

Musical-Ausbildung nur für Kinder reicher Eltern? Nur individuelle Information hilft im Dschungel der Studiengebühren, Schulgelder, Stipendien und BaFöG-Anträge, da sich viele Regelungen immer wieder ändern.

Der Traum von der Musicalkarriere ist kein kostengünstiger. Schon lange vor der Diskussion um Studiengebühren an den staatlichen Universitäten und Hochschulen waren erhöhte finanzielle Aufwendungen zumindest an den privaten Musicalschulen üblich. Inzwischen haben auch einige der staatlichen Schulen nachgezogen.

Bis auf wenige Ausnahmen müssen sich Musicaldarsteller in spe also auf Schulgelder oder Studiengebühren in Höhe von mehreren hundert Euro im Monat einstellen. Doch ist eine Musicalausbildung nur für die Kinder gut situierter Eltern noch zu finanzieren? Es lohnt sich, einen individuellen Blick auf die Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten für die einzelnen Schulen zu werfen und auch vor der Bewerbung gezielt nachzufragen, da sich die Regelungen von Ausbildungsstätte zu Ausbildungsstätte stark unterscheiden.

Studiengebühren und Schulgelder
An den privat getragenen Musicalschulen ist eine monatliche Gebühr schon seit langem gang und gäbe. Sie beträgt zum Beispiel zurzeit an der Joop-van-den-Ende-Academy rund 900 Euro, von denen 350 in Form eines zinslosen Darlehens gewährt werden. An der Hamburger Stage School werden rund 7000 Euro im Jahr fällig, dazu kommt eine nach der Ausbildung zurückzuzahlende Stundungssumme von 480 Euro. Inzwischen haben auch verschiedene Landesregierungen Studiengebühren für die staatlichen Universitäten und Hochschulen beschlossen. An der Folkwang-Universität in Essen wurde zum Beispiel ein einheitlicher Beitrag für alle Studiengänge von 500 Euro pro Semester festgesetzt. Ähnliches plant auch die Bayrische Landesregierung in München. Lediglich die Hochschulen in Leipzig und Berlin sind von solchen Planungen bisher nicht betroffen, hier fallen weiterhin nur die wesentlich niedrigeren Verwaltungsgebühren an.

Die aktuellen Regelungen sind stetigen Veränderungen unterworfen, daher lohnt sich ein intensiver Blick auf die Internetseite der jeweiligen Ausbildungsstätte und im Zweifelsfalle eine direkte Nachfrage bei den Schulen direkt oder in den Sekretariaten für Studierende an den staatlichen Hochschulen.

BaFöG
Ein weiterer Blick bei der Auswahl der zukünftigen Ausbildungsstätte sollte der BaFöG-Förderfähigkeit gelten. Während an den staatlichen Universitäten und Hochschulen das klassische Studenten-BaFöG mit seinen Rahmenbedingungen gilt, sind viele der privaten Schulen als berufsbildende staatlich anerkannte Ergänzungsschule eingruppiert. Für die Ausbildung gelten deshalb die Regelungen für BaFöG-Leistungen für Schüler(innen).

Während das Studenten-BaFöG am Studien- und Wohnort beantragt werden muss, ist für das Schüler(innen)-BaföG das Amt für Ausbildungsförderung der Stadt-/Kreisverwaltung am Wohnort der Eltern zuständig. Für die BaFöG-Berechtigung gelten individuelle Rahmenbedingungen, die am besten direkt bei den zuständigen Ämtern nachzufragen sind.

Stipendien
Stipendien sind ein weiterer, wenn auch eher rarer Weg der Ausbildungsförderung, der sowohl an einigen privaten, als auch an den staatlichen Ausbilungsstätten angeboten wird. Die Höhe und die Verfügbarkeit variieren allerdings. So vergeben z.B. verschiedene Partner wie Joop van den Ende persönlich, die Stage Entertainment und die “Bravo” Stipendien an der Joop-van-den-Ende-Academy. An der Folkwang-Hochschule in Essen ist es vorgesehen, einem Kontingent von herausragenden Studenten bis zu vier Semestern lang ein Stipendium in Höhe der Studienbeiträge zu gewähren.

Kredite
Das Studium über Kredite zu finanzieren, wird in Zukunft auch für viele Studierende an öffentlichen Universitäten mit Studiengebühren notwendig werden. So bietet die staatliche Kreditanstalt für den Wiederaufbau (KfW) spezielle Studienkredite an. Ob diese auch für ein Musicalstudium in Anspruch genommen werden können, muss im Individualfall geklärt werden. Unter den privaten Schulen wirbt die Hamburger Stage School mit der direkten Zusammenarbeit mit einer Bank, die ein “maßgeschneidertes Kreditkonzept” für die Ausbildung anbiete. Welche Kreditsummen und Rückzahlungsmodalitäten die einzelnen Kreditinstitute vorsehen, sollte ebenfalls intensiv geprüft werden – gerade, weil es mit dem ersten Engagement nach der Ausbildung oft nicht so schnell klappt wie erhofft.

Welcher Weg der Ausbildungsfinanzierung der bestmögliche ist, hängt von vielen Faktoren ab: Die eigenen finanzielle Situation und die der Eltern, die von der gewählten Schule oder Universität gebotenen Möglichkeiten, aber auch die Frage, in wie weit eine Verschuldung für die Ausbildung wirklich geboten ist.

Das sich viele Rahmenbedingungen an den Schulen und Universitäten häufig ändern, empfiehlt es sich, schon vor der Aufnahmeprüfung sorgfältig zu recherchieren und nachzufragen, welche Kosten mit der Ausbildung verbunden sind und welche Fördermöglichkeiten bestehen.

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